Wir begegnen Farben tagtäglich, denn sie bilden einen Teil unserer Realität ab und gestalten diese maßgeblich mit. Bei Farben handelt es sich um subjektive, individuelle Sinneswahrnehmungen. Wir verbinden mit Farben unterschiedliche Stimmungen und Modi, sodass diese nachhaltig eine psychologische Wirkung auf den Menschen haben. Daher liegt es auf der Hand, dass Farben bzw. ferner die Berücksichtigung der Farbpsychologie eine wichtige Bedeutung unter anderem bei der Gestaltung von Websites erhalten. Bevor ein Fokus auf individuelle Präferenzen bei der Farbgestaltung gelegt werden kann, soll zunächst ein kurzer Blick auf die elementare Farblehre geworfen werden.
Die Farblehre als Grundlage der Farbpsychologie
Vielleicht erinnern Sie sich noch an den zurückliegenden Kunstunterricht und die ersten Experimente mit einem Farbmalkasten. Damit der Farbeinsatz eine gewisse Systematik erhalten hat, wurde Ihnen sehr wahrscheinlich der klassische Farbkreis vorgestellt, welcher aus 12 oder 24 Farben besteht und ein Ordnungssystem abbildet. Der wohl bekannteste Farbkreis nach Itten führt die Farben in Primärfarben (Grundfarben), Sekundärfarben (Mischung von zwei Primärfarben) und Tertiärfarben (Mischung von Primär- und Sekundärfarbe) auf. Auf diese Weise entstehen eine Vielzahl von Farben und Farbabstufungen, welche bei der Findung des richtigen Farbdesigns zum Einsatz kommen.
Farbharmonien ergeben sich beispielsweise durch die Verwendung nebeneinander angeordneter Farben innerhalb des Farbkreises, z.B. Abstufungen in der color range zwischen Gelb, Orange und Rot. Farben, welche sich innerhalb des Farbkreises gegenüberstehen, erzeugen Komplementärkontraste. Die klassischen Komplementärpaare sind Blau/Gelb, Rot/Cyan und Grün/Magenta.
Darüber hinaus sind experimentellere Anordnungen von Farben denkbar, welche in gleichen Abständen innerhalb des Farbkreises zueinanderstehen (Polygone-Anordnungen). Grundsätzlich gilt jedoch: Weniger ist mehr. Denn ein kontrastreicher Farbeinsatz kann ablenkend sein und zu einer Reizüberflutung führen. Aus diesem Grund sollte ein durchdachtes Farbkonzept erarbeitet werden, welches zu Ihrem Unternehmen und/oder Marke und den damit verbundenen Zielen passt.
Die Berücksichtigung der Farbpsychologie ist für das Webdesign elementar
Der eben benannte Farbkreis stellt eine objektivierte Darstellung von Farben dar und stellt diese in einen Kontext zueinander. Auf diese Weise können Farben sachlich diskutiert werden. Geht es aber um die Präsentation Ihres Unternehmens auf einer Website, benötigen wir mehr als ein theoretisch abgestimmtes Farbkonzept. Sie möchten mit der Farbauswahl eine bestimmte Message transportieren, Ihr Unternehmen in einem speziellen Licht erscheinen lassen, die Marke emotional an Ihre Zielgruppe binden? Spätestens hier knüpft die Farbpsychologie an die traditionelle Farblehre an.
Bedingt durch Erfahrungen, kulturelle Hintergründe, Erziehung und unsere ganz individuelle Wahrnehmung verbinden wir mit jeder Farbe unterschiedliche Emotionen. Teilweise sind diese anerzogen und somit affektiert, ebenso können diese jedoch auch durch unser Wesen und unsere Erfahrungen eine gesonderte Bedeutung erhalten.
Rot steht in der Farbpsychologie für Warnung, aber auch für Liebe & Leidenschaft
Beginnen wir mit der wohl prägnantesten Farbe im Warmen-Spektrum: Rot. Es ist die Signalfarbe schlechthin, begegnet uns an Ampeln, auf Verkehrsschildern und auch der Begriff „Red-Flag“ etabliert sich immer mehr im sozialen Kontext. Ebenso steht Rot aber auch für die Liebe und Leidenschaft. Somit kann der Einsatz dieser Farbe sehr unterschiedliche Ziele verfolgen.
Orange vermittelt Vertrauen
Der Farbe Orange werden beruhigende Eigenschaften und Vertrauen zugesprochen. Im Webkontext können Produkte auf diese Weise wertig, aber bezahlbar erscheinen. Es handelt sich um eine sehr warme Farbe, welche grundsätzlich mit positiven Eigenschaften wie z.B. Vitalität, Stabilität aber auch Kreativität verbunden werden kann.
Gelb strotzt vor Energie
Gelb wirkt deutlich euphorischer und steht für Lebensfreude, Optimismus, Motivation und Energie. Es handelt sich hierbei um die Farbe, welche wir direkt mit der Sonne verbinden und somit auch Erholung und Urlaub im Kontext sehen.
Blau weckt gegensätzliche Emotionen in der Farbpsychologie
Blau stellt eine kalte Farbe dar und ist wohlmöglich die präsenteste unserer Erde. Wasser und Luft werden blau wahrgenommen, sodass Tiefe und Entspannung hiermit verbunden werden. Es wird Spielraum für kreative Denkprozesse gelassen und zum Träumen eingeladen. Obgleich diese Eigenschaften eher positiv aufgefasst werden, kann die Tiefe und Weite auch für negative Assoziationen von z.B. Traurigkeit führen.
Violett wirkt speziell
Violett wird der Spiritualität und Extravaganz zugeordnet. Ferner wird dieser Farbe jedoch auch Intelligenz und Fortschritt zugeschrieben. Auf diese Weise können kreative Denkprozesse angeregt werden.
In der Farbpsychologie liegt Grün im Trend
Die Farbe Grün hat vor allem in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen: Umweltschutz, vegetarische oder vegane Produkte sowie Fairtrade-Siegel. Grün steht somit für Hoffnung, Gesundheit, Glück, Umwelt und ferner für einen gesunden Lebensstil. Durch den direkten Bezug zur Natur, kann auch dieser Farbe eine beruhigende Wirkung zugesprochen werden.
Schwarz oder Weiß? Neutralität ist modern
Widmen wir uns abschließend den neutralen Farben, wobei vor allem Schwarz und Weiß im Fokus stehen. Seriös, elegant, modern, edel – diese Eigenschaften werden mit der Farbe schwarz verbunden. Wird Schwarz in Kombination mit anderen Farben eingesetzt, bedarf es nur gezielte Akzente, denn die Farbe wirkt bereits für sich. Bekannte Marken im Luxusbereich setzen erfolgreich auf den Kontrast aus der Kombination Schwarz/Weiß.
Reinheit, Frische, Frieden, Klarheit – alle diese Begriffe werden hingegen der Farbe Weiß zugesprochen. Genau genommen handelt es sich bei Weiß um eine „Nichtfarbe“, welche bei Mischung der drei Primärfarben mit gleicher Intensität entsteht. Websites mit Weißanteil haben einen frischen Look und vermitteln Weite, Ordnung und Intelligenz. Es wird auf diese Weise ein „cleanes“-Erscheinungsbild erzeugt.
Pastellfarben kommen in Mode
Als Ergebnis erweiterter Farbpaletten haben in den letzten Jahren außerdem Erd- und Pastelltöne an Bedeutung gewonnen und sind auch in diesem Jahr in den Farbtrends gelistet. Diese werden mit modernen Designs und Jugendlichkeit verbundenen.
Farbpsychologie & Webdesign – Die richtige Auswahl ist entscheidend
Welche Farbe sollten Sie denn nun für Ihre Website auswählen? Auf diese Frage gibt es (leider) keine pauschale Antwort, denn in ein stimmiges Designkonzept fließen weitere Aspekte ein, wie z.B. Layout und Typografie. Überlegen Sie, welche Emotionen bei Ihrer Zielgruppe ausgelöst werden sollen und welche Eigenschaften zu Ihrem Unternehmen passen. Starten Sie ausgehend mit den Aspekten der Farbpsychologie und schauen Sie im Anschluss, welche Farben nach theoretischen Grundsätzen Harmonien bilden und Ihr Gesamtkonzept abrunden. Ein optimaler Farbeinsatz unter Berücksichtigung der Farbpsychologie wird Ihre Website bestmöglich erscheinen lassen